Die "Fraedrich-Hypothese"
"Wenn sich wenigstens drei Körper auf einer Straße, einem Weg o.ä. mit wenigstens zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten begegnen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie sich in etwa auf der engsten Stelle eben dieser begegnen und dadurch Probleme bekommen werden." (Stand: 02.Oktober 2011)
Vorausgesetzt es ist richtig, dass es sich die "Fraedrich-Hypothese" über die menschliche Wahrnehmung erklären lässt, dann muss sie wie folgt abgeändert werden:
"Wenn sich wenigstens drei Körper auf einer Straße, einem Weg o.ä. mit wenigstens zwei unterschiedlichen Geschwindigkeiten begegnen, dann sagt uns unsere subjektive Wahrnehmung, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie sich in etwa auf der engsten Stelle eben dieser begegnen und dadurch Probleme bekommen werden." (Stand: 02.Februar 2014)
Die Kurzform: "Man trifft sich wahrscheinlich immer an der engsten Stelle."
Hier noch ein Beispiel aus dem täglichen Leben: Sie laufen gerade einen längeren Korridor lang und müssen durch eine Tür gehen, die Ihren sonst breiten Weg dabei einengt. In dem Augenblick kommt Ihnen eine andere Person entgegen und möchte auch durch die Tür gehen. Einer von Ihnen beiden muss nachgeben, da beide nicht gleichzeitig durch die Tür passen. Wohlgemerkt, hinter Ihnen und auch hinter der anderen Person wäre deutlich Platz genug, um diesen Punkt begegnungsfrei zu passieren.
Die "Fraedrich-Hypothese" beschreibt ein
Bewegungs-/Begegnungsproblem, das wohl eher psychologischer, denn physikalischer
oder mathematischer Natur ist.
Ihr Anwendung hat sie in der vorausschauenden Gefahrenabwehr. Mit ihr kann man
kritische Punkte erkennen und darüber nachdenken, wie man sie entschärfen kann.
Sie hat drei Bedingungen: Es müssen wenigstens zwei sich bewegende Objekte sein.
Vor und hinter dieser Begegnung muss sowie Platz, Zeit sein, dass es nicht zu
diesem Phänomen kommen kann. Es muss eine Einengung geben, die zu Problemen
führen würde.
Die erste Version der Fraedrich-Hypothese wurde am 09.Juli 2011 hier eingestellt.
Fraedrich-Hypothesis (in English) (as much as possible) |
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Hier findet man genauere Ausführungen |
Rechtliche Hinweise: Sollte z.B. auf die Fraedrich-Hypothese in irgendeiner Form zurückgegriffen werden, so ist die Quelle zu nennen und mir Anzeige davon zu geben. / Disclaimer
Jede(r), der ernsthaft Lust hat, ist gern aufgefordert an der Fraedrich-Hypothese zu arbeiten, um sie weiter zu entwickeln. Aber, die Arbeitsergebnisse sind mir zuzusenden, damit ich sie an dieser Stelle, unter Angabe des Autoren, ins Netz stellen kann.
Ich danke Dr. Reimund Albers (Universität Bremen) für seine offenen Gespräche.
Meinungen:
Winfried Behlau (Delmenhorst): "Nach meiner Einschätzung hängt
die Begegnungslinie von den Startpositionen und den Geschwindigkeiten ab. Ob
diese Linie mit dem Engpass statistisch gesehen kollidiert liegt damit zwischen
p nahezu 0 und nahezu 1 (Startposition mit astronomischen Maßen oder im
Minibereich = Engpass mit Ausdehnung im Bereich der Startposition)
Harry Mohns (Bremen): "Die Erklärung läuft irgendwie über die Chaostheorie."
Nach Meinung von Volker Kowarsch (Bremen) liegt die Erklärung über Koinzidenzen.
Für Brain Hesse (Bremen) spielen Anziehungskräfte die wichtigste Rolle.
RF: Handelt es sich hier vielleicht nach Kurt Friedrich Göbel um eine Aussage, die weder beweisbar, noch widerlegbar ist?
RF: Immer wieder wird eine Ähnlichkeit zu Murphys Gesetz gesehen. Das stimmt so nicht. Nach Murphy gilt: "Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen." (in: https://de.wikipedia.org/wiki/Murphys_Gesetz). Die Fraedrich-Hypothese beinhaltet, dass bei der Begegnung voraussichtlich nichts schief gehen wird, da es sich in aller Regel um handelnde Subjekte handelt, nämlich Menschen, zumindest einem. Sie können das "Schiefgehen" ohne Probleme situativ vorhersehen und demgemäß so handeln, das in der Regel genau nichts passieren wird.
Dr. David Schiefer (Berlin): " Es handelt sich wohl nicht um eine statistisch erhöhte Wahrscheinlichkeit, sondern um eine subjektiv erlebte Wahrscheinlichkeit. Hintergrund ist nach meiner Einschätzung ein Erinnerungseffekt, oder Speichereffekt. Dieser führt zu verzerrten Häufigkeits- bzw. Wahrscheinlichkeitseinschätzungen. In der Psychologie spricht man u.a. von der sog. Verfügbarkeitsheuristik (https://de.wikipedia.org/wiki/Verf%C3%BCgbarkeitsheuristik). Ereignisse werden besser im Gedächtnis gespeichert, wenn sie die menschliche Psyche kognitiv oder emotional stark beanspruchen bzw. schlichtweg wenn wir sie häufiger (z.B. über die Medien) wahrnehmen. Solle Ereignisse können entsprechend auch leichter abgerufen werden, als Folge haben wir den Eindruck, dass das Ereignis häufiger auftritt als es das tatsächlich tut. Die X-tausend Male, in denen wir z.B. durch eine Tür gegangen sind, ohne dass wir einer anderen Person in die Quere gekommen sind, wurden eben nicht abgespeichert.
Ein anderes Beispiel ist die Angst vor Flugzeugabstürzen. Da darüber in den Medien in der Regel intensiv und mit eindrücklichen Bildern berichtet wird, überschätzen wir die Auftretenswahrscheinlichkeit solcher Abstürze. Denn, über einen unfallfreien Flug von A nach B wird in der Regel nicht berichtet, ebenso wenig über Haushaltsunfälle, die eine viel häufigere Todesursache sind als Flugzeugabstürze. Gerade wenn wir keine statistisch präzisen Informationen zur Verfügung haben, nutzen wir solche Heuristiken, um die Geschehnisse in unserer Umwelt verarbeiten einordnen zu können."
Impressum: Rolf Fraedrich / Hegelstraße 55 / D-28201 Bremen / Tel: +49 421 5 57 80 68 / Email: schulfraed@yahoo.de