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"Rechnen mit dem chinesischen Abakus"


Hintergrundinformation: Die historischen Wurzeln des Abakus

Die historischen Wurzeln des Abakus liegen wohl in Asien, denn "bereits um 1100 v.Chr. war diese `Rechenmaschine` in China bekannt" (Microsoft ENCARTA Enzyklopädie PLUS 99). Ursprünglich legte man in dieser alten Hochkultur zu aller erst Zahlenstäbchen auf bedruckte Tafeln. Später wurden durchbohrte Zählsteine auf Stäbchen hin- und hergeschoben. Das war bereits die Grundform eines Abakus. Diese Steine hatten jetzt eine klare, immer gleichbleibende Ordnung, ein Stellenwertsystem. Sie konnten nach eigener Idee, aber besser nach einer einheitlichen Rechenvorschrift verschoben werden.

Der chinesische Abakus kam nach Japan und wurde dort zum Soroban weiterentwickelt. Auch die Inder nutzten zum Rechnen ähnliches, nämlich sogenannte "Staubtafeln". Die Babylonier hatten um 1350 v.Chr. bereits Tafeln zum Rechnen mit den Einmaleins. Im übrigen, warum sollte die Menschheit in ihren damaligen Hochkulturen nicht auch parallel und unabhängig voneinander Erfindungen wie von Rechenbrettern und des Abakus machen?

Für den heutigen, im europäischen Raum genutzten Abakus ist die kulturelle Grundlage wahrscheinlich im antiken Griechenland zu finden. Der einzigartige Fund der "Salaminischen Rechentafel", hergestellt aus weißem Marmor und deren Alter auf das dritte Jahrhundert v.Chr. geschätzt wird, stellt ein solches mathematisches Urgerät aus dem griechischen Kulturkreis dar. Auf diesem Rechenbrett wird durch waagerechte und senkrechte Linien eine Einteilung in Felder erreicht. Weiter findet man darauf griechische Zahlzeichen. Auf dieser Rechentafel konnte man lose Rechensteine hin- und herverschieben. Hier herrschte also eine klare mathematische Ordnung, die nach festen Regeln benutzt werden konnte. Ein Verrechnen wurde unwahrscheinlicher. Es muss etwas ähnliches wie die "Salaminische Rechentafel" auch als Rechentisch gegeben haben. Die Griechen nannten ihn abákion.

"In der Antike nutzten ... die Römer eine sandbedeckte Wachstafel, eine markierte Platte oder eine eingekerbte Tafel oder Platte" zum Rechnen (Microsoft ENCARTA Enzyklopädie PLUS 99). Aus Funden weiß man, dass sie Handabakus aus Ton für ihre einfachen arithmetischen Rechnungen benutzt haben. Hierfür wurde der römische Name "abacus" benutzt, der Namensgeber aller heutigen Abakus. Die Abbildung eines alten römischen Handabakus zeigt vier Perlen unten und eine oben und das neunmal. Zwischen den beiden Schlitzreihen in der Senkrechten findet man römische Zahlzeichen. Der ähnliche Aufbau mit dem damaligen griechischen und chinesischen Abakus ist augenscheinlich. Es handelt sich hier wohl um einen antiken Technologietransfer aus dem asiatischen in den süd-ost-europäischen Raum, vielleicht bedingt durch Kriege, Handelsbeziehungen oder Reisende.

Mit diesen antiken Abakus konnte man damals alle anfallenden Rechnungen im kaufmännischen oder staatsmännischen Bereich sicher bewältigen. Man bedenke, dass es nicht nur um das eigentliche Rechnen ging. Die bekannte Welt war damals von einem einheitlichen Währungs- oder Maßsystem noch weit entfernt. Gerade solche Umrechnungen vielen also aller Orten an.

"Im mittelalterlichen England wurde eine vereinfachte Version des Abakus benutzt. Er bestand aus einer Tafel, die in Felder eingeteilt war, die die Stellungen der Plättchen darstellten. Zum Rechnen wurden Münzen, Knöpfe, Steine oder andere kleine Gegenstände bewegt. Die karierte Tischdecke (checkered tablecloth), von der die Bezeichnung Exchequer stammt, war ursprünglich eine Vorrichtung zum Rechnen wie die eingeteilte Tafel" (Microsoft ENCARTA Enzyklopädie PLUS 99).


© by Rolf Fraedrich (rolf.fraedrich.de)

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